Spenden

Natürlich ist mein FSJ alles andere als kostenlos. Seminare, Fahrtkosten, Sprachkurse, Flug, Unterkunft vor Ort, Organisatorisches... Das alles zehrt am Geld. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt mit seinem „weltwärts-Programm“ den Freiwilligeneinsatz zu einem Teil finanziell. Allerdings entstehen auch Kosten, die von diesem Programm nicht gedeckt werden. Generell bezahlt die Entsendeorganisationen einen Teil, Weltwärts bezahlt einen Teil und der Freiwillige selbst bezahlt einen Teil. Jedoch ist gesetzlich geregelt, dass der Freiwillige nicht mehr als 150€ der Organisation spenden darf. Es wird jedoch mehr Geld als das benötigt. Man bräuchte 250€ oder sogar mehr. Deshalb wurde ich als Freiwilliger angehalten, einen Solidaritätskreis aufzubauen.

Deshalb würde ich euch bitten, wenn ihr könnt/wollt/das Bedürfnis danach habt, mich zu unterstützen, könnt ihr gerne einen Betrag spenden. Egal wie oft, egal wie viel, egal wann

Somit würde mein FSJ auch finanziert werden, auch von euch - das ist ein Teil des Solidaritätskreises, finanzielle Hilfe. Der andere Teil ist sowas sie seelische Unterstützung. Ihr könnt mir auch ideelle Hilfe leisten, indem ihr mich gedanklich unterstützt, mir Mut zusprecht - am einfachsten, indem ihr hier über den Blog mir Kommentare schreibt oder auch ne Email. Jede Person, von der ich weiß, dass sie an mich denkt, lässt das ganze Jahr ohne euch erträglicher werden :)

Eine wichtige Info gibt es jedoch noch zu den Spenden: Meine Organisation ermöglicht auch denjenigen jungen Frauen und Männern den Einsatz, für die das weltwärts-Programm aus bestimmten Gründen keine Unterstützung bereitstellt.
Deshalb gibt es einen speziellen Solidaritätsfond, in den alle „MissionarInnen auf Zeit“-Beiträge und eure Spenden einfließen. Somit wäre das Geld nicht nur für mich gedacht und hilft nicht nur mir, sondern hilft auch allen anderen Freiwilligen, die mit meiner Organisation ihren Einsatz machen. Somit kommt das Geld allen zugute. In diesem Sinne bitte ich euch,
falls ihr spenden wollt, nicht meinen Namen anzugeben. Sonst ist die Organisation gezwungen, das Geld auch nur explizit für mich einzusetzen. Da die Organisation jedoch unter dem Motto "Leben und Lernen in Solidarität und Gemeinschaft" steht, würde eine Personengerichtete-Spende gegen dieses Motto verstoßen.

Also, verbreitet diesen kleinen Spenden-Aufruf in eurem Bekanntenkreis, fragt eure Eltern, ob sie nicht etwas übrig hätten, fragt eure Großeltern, eure Ehefrau /-mann, Freunde, Bekannte, Verwandte. Es würde mich tierisch freuen, wenn ich Mails von euch bekommen würde, und, wenn es geht, ihr mich auch finanziell unterstützen könntet!!!



Lasst es euch erstmal durch den Kopf gehen und besprecht euch mit euren jeweiligen Ansprechpartnern.

Kontoinhaber: Pallottinischer Freiwilligendienst
Bankinstitut: KD-Bank
Kontonummer: 101 425 30 13
Bankleitzahl: 350 601 90

Betreff: Spende

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Dienstag, 3. Januar 2012

Tunataka kukula Krisimasi!

Hey ho!

Ja, irgendwie bürgert sich das hier schon langsam so ein, dass jeden Monat ein Post von mir hier kommt. Dafür entschuldige ich mich schonmal! Aber Internet ist hier so teuer für Laptop, und ich nehme auch schon langsam die Gewohnheiten der Kenianer an: In der Gemütlichkeit und Langsamkeit liegt die Kraft :D

Nun aber mal zum interessanten Teil: Tunataka kukula Krisimasi. Was so viel heißt wie: "Wir wollen Weihnachten essen." Oder vielleicht auch "Wir wollen zu Weihnachten essen." Weiß man nicht so genau, denn so "zu an am für" etc gibts in Kiswahili nicht wirklich :D
Auf jeden Fall war mein Weihnachten nicht weihnachtlich. Katrin (eine andere deutsche Freiwillige im Rescue Center) und ich sind um 11 Uhr am 24. Dezember in die Stadt gefahren, um für jeden Jungen und jedes Mädchen im Rescue Center einen kleinen Geschenkbeutel vorzubereiten. Am Ende des Einkaufs waren wir beide jeweils mit 4 Einkaufstüten unterwegs (es gab zu der Zeit ca. 130 Kinder, viele waren über Weihnachten bei ihren Familien) und dementsprechend haben wir auch viel gekauft. Um ca. 17 Uhr waren wir dann bei mir zuhause, Katrin ist ins Rescue Center um alle Namen rauszufinden. Um 22 Uhr waren wir dann fertig mit den Tüten ... Scheiß Arbeit! In jede Tüte kamen ein paar Sweeties, ein Lolly, Popcorn, Chips, Kekse, Kaugummi und ein Heft. Alles Sachen, die man in Deutschland mal zwischendurch isst, aber die Kinder kennen so etwas natürlich nicht. 
Um 23 Uhr waren wir dann soweit, ins Rescue Center zu gehen. Vorher wurde uns gesagt, dass dort eine richtige Party abgehen soll, mit Musik, Tanzen und sowas. Die Realität sah anders aus. Die eine Hälfte schlief, die andere glotzte TV. Wir verteilten die Tüten für die, die da waren, und sie sangen für uns "Tunataka kukula Krisimasi, and a happy new year!" mit der Melodie von "We wish you a merry christmas..."
Danach gingen wir dann auch nach Hause. Ist ja nichts mehr passiert. Schade...



Das andere große Ereignis war natürlich Silvester! 
Silvester waren wir auf einem Konzert, was von 2 Freunden von uns organisiert wurde. Weil es ein Konzert von einer christlichen Organisation war, gab es leider keinen Alkohol und damit auch nichts zum anstoßen, dafür war die Musik aber gut und die Kenianer gehen richtig ab. Hat richtig Spaß gemacht :) Danach waren wir dann auch noch in einem Club und haben dort unser Frohes-Neues-Anstoßen nachgeholt. Feuerwerk gab es leider auch nicht. Dafür wurden wir von einem ziemlich betrunkenen Typen angelabert (17 Jahre alt), der uns erzählte, dass sein Freund am letzten Montag gestorben sei. Als wir dann auf Kiswahili "tut mir leid" sagten, bekam er erst einen verwirrten, dann einen strahlenden glücklichen Gesichtsausdruck, und mit einem "Bääääng my fist!" brachte er seine Freude dann auch zum Ausdruck, und wir haben ihm Faust gegeben. Dementsprechend gehe ich davon aus, dass der Freund nicht gestorben ist und er einfach nur zu besoffen war. Ansonsten wäre es schon was traurig :P

Wünsche euch ein Frohes Neues Jahr! Bis wohl in einem Monat ;)

Montag, 5. Dezember 2011

Ein Besuch Zuhause und "Ich danke Gott, dass du hier bist!"

Eines Tages, es ist noch gar nicht so lange her, begleitete ich Elly (ein Junge aus dem Rescue Center, 17 Jahre alt) zu ihm nach Hause. Im Moment haben wir Ferien, und das ist die Zeit, in der die Kinder aus dem Rescue Center die Möglichkeit haben, ihre Familien zu besuchen. Natürlich scheitert es öfter am Geld, weil ihre Eltern selbst nicht genug Geld haben, um ihr Kind zu sich zu holen und wieder zurückzuschicken, aber in diesem Fall habe ich Elly die Fahrt bezahlt, weil wir uns ziemlich gut verstehen. Nicht alle Kinder haben eine schlechte Beziehung zu ihren Eltern. Elly zum Beispiel hat eine sehr gute Beziehung zu seinen Eltern (bzw. seine Mutter und Geschwister) und ist deshalb im Rescue Center, um eine gute Schulausbildung zu bekommen, weil seine Eltern ihm das nicht bieten können.
Auf jeden Fall habe ich ihm die Fahrt im Matatu (Kleinbus für 9-15 Leute, manchmal auch mehr) bezahlt, und wir sind nach dem Mittagessen losgefahren. Die Matatu-Fahrt hat nur 1 Stunde gedauert, und als wir ausstiegen, waren wir mitten im Nirgendwo. 5 Minuten zu Fuß landeinwärts, weg von der Hauptstraße, kamen wir dann zu einigen Hütten und Häusern. Dort wurde Elly herzlich begrüßt, ich hielt mich eher im Hintergrund – was nicht lange funktioniert hat, denn ich bin ja weiß. Ich wurde ebenfalls herzlich begrüßt, mir wurde ein Stuhl angeboten, später gab es Chai (Tee) und Kekse. Das Problem war, dass nur die Tante Englisch sprechen konnte, sonst konnten alle entweder nur Kiswahili oder nur Kikalenjin (die Sprache der Kalenjin). Ein bisschen konnte ich mich noch mit den Leuten auf Kiswahili unterhalten, aber der Stammes-Sprache bin ich nicht mächtig, ich habe schon genug mit Kiswahili zu tun. Elly hat mir die Umgebung gezeigt, Fotos gemacht mit Freunden und Bekannten mit meiner Kamera. Als Kinder mich sahen – ich glaube ich bin der erste Weiße den sie jemals gesehen haben – sind sie uns schreiend hinterher gerannt und gefolgt, und auch die Erwachsenen wollten unbedingt mit mir reden und mich – natürlich – angammeln nach Geld.
Als wir ins Haus zurück kamen und uns gerade hinsetzten, kam ein alter Mann ins Haus. Als er mich sah, stürmte er förmlich auf mich zu und umarmte mich. Ziemlich untypisch für Kenianer, denn solche Zuneigungsäußerungen zeigt man nicht so öffentlich. Ich war dementsprechend überrascht, auch weil ich den Mann noch nie gesehen hatte. Sofort kam ein Schwall Kikalenjin auf mich zu, denn der alte Mann konnte nur Kikalenjin reden. Wir setzten uns hin, er redete munter mit mir weiter, und die Tante übersetzte netterweise für mich. Die kurze Zusammenfassung: „Ich danke Gott dafür, dass du hier bist – Es ist eine so große Ehre für mich dich hier begrüßen zu können – Ich weiß gar nicht was ich sagen soll – Mir fehlen die Worte, um ausdrücken zu können, wie froh ich bin dich zu kennen – Ich danke dir dafür, dass du Elly so unterstützt – Ich kann es nicht fassen, ich danke Gott, meine Gebete wurden erhört ...“ und so weiter. Und das die ganze Zeit, und ich selbst wusste auch gar nicht, was ich darauf antworten sollte.
Währenddessen fing Elly mit einigen anderen Kindern an, ein Huhn zu jagen. Gut, dachte ich, dann gibt es wohl mir zu Ehren heute Abend Fleisch zu essen. Fleisch wird hier sehr selten gegessen, nur zu besonderen Anlässen, und ein Mzungu ist für die Leute hier ein besonderer Anlass. Nachdem Elly dann das Huhn gefangen hatte, rief er mich nach draußen. Dort erklärte er mir dann: „Der alte Mann möchte dir jetzt das Huhn schenken.“ Ich gucke ihn nur verdutzt an und erwidere: „Ehm, ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Das kann ich doch gar nicht annehmen!“ - „Doch, musst du sogar, weil es ein Geschenk ist.“
dann war ich stolzer Besitzer eines Huhns. Ja, ich habe ein Huhn geschenkt bekommen.
Die Füße wurden verbunden, dann stand ich erstmal da, mit dem Huhn in den Händen. Ich kam mir schon was doof vor, dort stehend, mit einem Huhn. Dann wurde das Huhn in eine Plastiktüte gesteckt mit der Begründung „Das Huhn könnte ja kacken.“ und dann stand ich mit einem Huhn, wo nur der Kopf aus der Plastiktüte ragte, in den Händen vor dem Haus. Mir war dieses Geschenk schon was peinlich, weil ein Huhn hier in einer so ländlichen Gegend viel wert ist und ich es so einfach geschenkt bekommen habe.
Die Matatu-Fahrt zurück wurde ich von den Leuten auch nur angestarrt. Immerhin saß ich mit einem Huhn auf dem Schoß im Matatu. Passiert zwar öfter, aber nie einem Mzungu.  

Mittwoch, 16. November 2011

Ja, ich lebe noch!

Hallo allerseits!

Ja, ich lebe noch. Nach mehr als 1 Monat (ich schäme mich!!!) benutze ich wieder diesen Blog, um mich mitzuteilen. Ich weiß, viel zu lange her, aber Internet hier ist wirklich ziemlich teuer... Man lädt mal für 3 Euro auf, und ist dann nach 2 Stunden schon weg, oder auch erst manchmal nach 12 Stunden, je nach dem wie das Internet gerade lustig ist. Kacke ist das! Habe aber jetzt erfahren, dass es hier ein Café geben soll, wo man Free W-Lan hat. Muss ich erstmal auschecken wo das ist und dann trink ich da öfter mal ne Soda und schreibe dann - da kann man wohl sogar gut skypen :)

Nun, wie geht es mir? Mir geht es wunderbar! Regenzeit hat aufgehört, es wird jeden Tag wärmer und sonniger und ich brauner :D Kiswahili läuft gut, geht natürlich aber auch besser. Verstehe aber schon viel und weiß auch viel :)

Im Moment sind die End-of-Term-Exams. Heißt also, 3 Fächer werden an einem Tag geschrieben. Hört sich viel an, ist es auch. Jedes Exam hat 50 Fragen, man bekommt aber auch immer 4 Antwortmöglichkeiten. Auch in Mathe wird nur das Antwortblatt eingesammelt, wie und was sie rechnen ist da total egal. Da ist mir das deutsche System aber lieber!

Freitag ist die Schule hier offiziell zu und öffnet wieder am 5. Januar 2012 - ich habe also mehr als 1 Monat frei :D Natürlich werde ich nicht die ganze Zeit Urlaub machen und nur rumchillen (wer soll das bezahlen?!), zudem ich ja jeden Tag trotzdem zum Rescue Center gehen kann und weiter da mit den Kids abhängen kann, was ich auch sehr sehr gerne mache :) Dann schnapp ich mir erstmal ein paar Jungs dort und die müssen dann den Kiswahili-Teacher für mich spielen mit richtigen Stunden und Hausaufgaben und so! Damit das mal voran geht! :D
Trotzdem ist Urlaub geplant! Nächste Woche Freitag geht es wahrscheinlich los, nach Nairobi, dann mit dem Nachtzug nach Mombasa, in Mombasa 4 Tage chillen, hoch nach Malindi, dort 4 Tage chillen - aber nicht nur am Strand chillen, sind auch Museen und Nationalparks etc geplant! Danach vielleicht(!!) nach Tiwi falls wir NUR chillen wollen, und auf dem Rückweg noch einen Abstecher in einen Nationalpark machen. Hört sich viel an, ist es auch, und so wie wir das geplant haben wird es auch schon teuer. Aber wenn man mal in Kenya ist, muss man auch was Urlaub machen und das Land sehen, nicht?

Und ich unterstütze mit meinem Urlaub ja auch das Land an sich, ist also ne gute Sache dass ich Urlaub machen werde :) Freut euch schon auf viiiiiele Fotos dann hier! Die euch sehr neidisch machen werden ... Indischer Ozean, Palmenstrände, hellblaues Wasser...... ICH FREUE MICH :D

Sonntag, 9. Oktober 2011

Der neue Parish-Priest und ab nach Nairobi

Nachdem die Gemeinde hier George, der eigentlich der neue Parish-Priest werden sollte, mit einer Zettelaktion à la „George muss gehen! Verlasse die Gemeinde bevor es zu spät ist! Gründe: Rassist, Egoistisch, Arrogant, Geld-fixiert“ rausgeekelt hat, kam letzte Woche der neue Parish Priest hier an. Sein Name ist Joram (meine Theorie, dass hier jeder Priester hier einen Namen mit J hat, wurde wieder bestätigt!) und er scheint ganz lustig zu sein.
Als wir ihn das erste Mal sahen, kam er zu uns – es war Abends – und er verkündete uns stolz: „Gute Nacht!“. Wir ihn gefragt ob der Deutsch reden kann, er meinte jedoch dass er nur ganz wenig kann, aber der beste Ausdruck, denn er kennt, wäre: „Warum nicht?!“ … mit diesen Worten lief er kichernd raus und ließ uns ebenfalls lachend zurück.
Sonst ist Joram sehr nett, ganz anders als George (was auch gut ist). Er ist ein genauso großer Fan von der beliebtesten Soap hier wie alle anderen Priester in diesem Haus. Triumph of Love. Ich muss beichten, dass ich das auch jeden Abend gucke. Zum einen kommt nichts anderes, zum anderen ist es doch auch irgendwie spannend :D

Am Mittwoch, den 5.10., war Jonas Home-Mass. Ein Großereignis, es war die Feier zu seiner Priesterweihe bei ihm zuhause. Es waren hunderte Leute da, Tanzgruppen, eine Sängerin, sehr viel Essen und als Geschenke hat er unter anderem Schafe und Ziegen bekommen – was hier ziemlich viel wert ist. Bilder folgen irgendwann nächste Woche bei Facebook.

Heute geht es los nach Nairobi mit Flo und Caro. Da bei unserem ersten Aufenthalt dort uns der Brief vom Bischof für unsere Work-Permit gefehlt hat (die Work-Permit berechtigt mich, hier arbeiten zu dürfen – Freiwilligenarbeit ist auch Arbeit – und mit ihr verlängert sich dann mein Visum auf 1 Jahr. Im Moment bin ich noch „Tourist“), wir diesen Brief aber nun haben, geht es wieder ab nach Nairobi, dann dort zur Deutschen Botschaft und dann zum Immigration Office. Dank Kontakte müssen wir nicht in einem teuren Hotel schlafen (eine Nacht kostet 16€, das teilen wir zwar durch 3, aber mit 40€ Taschengeld im Monat ziemlich teuer!) sondern pennen bei einem Bekannten ;)
Und sobald wir die Work-Permit haben, sind wir nicht mehr Touristen, sondern so etwas wie Einheimische – wir kriegen einen kenianischen Ausländerausweis, und mit diesem müssen wir z.B. bei Nationalparks nicht den Touri-Preis zahlen, sondern den Einheimischen-Preis (was sich übelst lohnt, denn z.B. die Masai Mara kostet einen Touri für 2 Tage Eintritt, Rundfahrt, Übernachtung etc. rund 500€ - man stelle sich nur den Eintrittspreis vor! - wobei ein Einheimischer einen Eintrittspreis von 3€ bezahlen muss. Man merkt den kleinen Unterschied.).

Sonst geht es mir sehr gut. Das Wetter wird immer wärmer, im Moment so um die 25-30 Grad (HAHA! Ich lache euch aus :D) wobei es mir aber viel wärmer vorkommt. Die Sonne ist aber auch einfach nur näher. Gibt nichts zu meckern :)

Bis dann!

Donnerstag, 29. September 2011

Der freundliche Schläger

Nicht alles hier ist so gut, wie es scheint.

Es war ein normaler Tag im Rescue Center.
Am Nachmittag hieß es dann: Jetzt ist Devotion. Devotion ist eine Art Messe, die die Kinder hier selbst feiern, mit viel Gesang und Beten, manche singen etwas vor etc. Alle versammelten sich also in der Essenshalle, setzten sich an die Tische und warteten. Dann kam Hillary – er wohnt auch hier auf dem Gelände, ist aber ein Lehrer und ist sowas wie der „Aufpasser“ hier, auch während der Nacht – mit einem breiten Grinsen im Gesicht und hat Kekse verteilt, jeder hat 4 bekommen. Als alle Kekse hatten ging er weg und die Devotion begann. Es war eine ziemlich geile Stimmung, sehr ausgelassen, jeder hat rumgedanct und laut gesungen.
Nach 5 Minuten kam Hillary wieder rein, mit einem Stock in der Hand. Alles wurde augenblicklich still. Dann hat er erstmal was rumgeschrien, irgendwas auf Kiswahili, ich habe nur „kucheza“ verstanden, was tanzen heißt. Dann ging er zu einem der Tische, die Jungs dort zuckten erstmal alle instinktiv einen Schritt zurück und starrten angsterfüllt auf den Stock. Hillary pickte sich einen der Jungen raus – sein Gesicht wurde noch angsterfüllter – ging mit ihm in die Mitte der Halle, drehte den Jungen so, dass er auf dessen Rücken gucken konnte. Der Stock wurde sicher auf das linke Schulterblatt platziert, dann zurückgenommen und mit einer schnellen Bewegung und einem lauten Klatschen auf das Schulterblatt knallen lassen. Dasselbe geschah dann auch mit seinem Arsch. Dann wurden noch 2 andere Jungen rausgepickt, die genauso geschlagen wurden. Dann ging Hillary raus. Die Stimmung danach war gebrochen. Kein Getanze, lustloses Gesinge, die Luft war raus.

Katrin und ich gingen zu einer Lehrerin, die auch in der Halle war, und fragten sie, was Hillary gesagt hat. Er sagte, dass die 3 Jungs, die geschlagen wurden, während der Devotion aus dem Fenster gebrüllt hätten. Gleichzeitig sagte sie, dass Hillary gelogen hat, dass es eine Lüge war. Wir bestätigten dies, weil wir die ganze Zeit da waren und niemand irgendwas aus dem Fenster geschrien hat.

Wir bekamen erst am nächsten Tag die Möglichkeit, Hillary darauf anzusprechen. Seine Erklärung: Kleine Kinder kann man noch durch Reden kontrollieren, doch bei den größeren Kindern geht das nicht mehr. Wenn man mit denen redet, hat es keine Wirkung, das einzige was Wirkung hat, sind Schläge. Und damit die älteren Kinder die kleineren Kinder nicht anstacheln, werden sie natürlich nochmal geschlagen. Er kennt sie natürlich alle auswendig, kennt ihre Bedürfnisse, kennt ihre Fehler, und somit auch die Gründe warum er sie schlagen kann. Er „darf aber NUR 2 Schläge geben“ - wie schade. Auf unser Anliegen, dass er erstmal reden könnte bevor er schlägt, lautete seine Antwort: Das macht er natürlich auch, er mag es natürlich nicht die Kinder zu schlagen und er redet auch mit denen, aber Schlagen wäre die effektivste und beste Möglichkeit, die Kinder zu erziehen. Aber natürlich würde er erst immer Reden. Als wir sagten, dass wir aber nicht mitbekommen haben, dass jemand aus dem Fenster geschrien hat, meinte er, dass es passierte, bevor wir da waren. Schade nur, dass wir die ganze Zeit da waren.

Und dieser kleine Lügner tut sonst immer auf besten Freund mit den Kindern, grinst die an, gibt ihnen Kekse, streicht denen über den Kopf, doch läuft die ganze Zeit mit seinem Schlagstock rum.

Und die Kinder haben Angst.  

Freitag, 16. September 2011

Das Phänomen Mzungu

1 Monat bin ich schon hier, diese Vorstellung will nicht recht in meinen Kopf. Trotz dieser "langen Zeitspanne" kommt es mir hier viel kürzer vor. Einigen Personen wird das jetzt zwar nicht gefallen, aber ich hatte und habe bisher kein Heimweh. Wusste aber im Vorfeld schon, dass ich in diesem Sinne "gefühlskalt" bin :P
Sonst gehts mir hier ziemlich gut, man merkt, dass es hier nun Sommer wird: Die Blumen fangen an zu blühen, und die Vögel kommen zurück aus dem kalten Europa :D


Nun zum spektakulärsten Phänomen, was man hier erleben kann: mich!
Soll jetzt nicht selbstverliebt klingen, ist aber wahr. Als Weißer ist man hier wirklich was Besonderes. Das, was ich euch jetzt erzähle, spielt sich fast immer außerhalb des Rescue Centers ab:


Der Mzungu und ... wenn man andere Leute trifft.
Auch wenn ich die Leute nicht kenne, die mir entgegen kommen - fast alle schreien mir "How are you?" entgegen, worauf ich natürlich brav mit "Fine, and you?" antworte. Viele kommen auch mir direkt nahe, schütteln mir die Hand und erzählen mir erstmal wo derjenige wohnt, dass ich doch sehr gerne eingeladen bin mal zu ihm nach Hause und dass ich unbedingt seine Familie kennenlernen muss. Wenn ein Kind mich sieht, schreit es erstmal "MZUNGU!!!!" - hört sich fast an wie ein Warnschrei, ist aber alles andere als eine Warnung, sondern eher ein auf mich aufmerksam machender Ruf. Sofort scharen sich dutzende von Kindern am Straßenrand, winken mir zu und schreien alle "Mzungu, how are you?" - worauf ich natürlich immer wieder antworte. Wenn ich den Kindern mal zuvorkomme und sie auf Kiswahili frage wie es ihnen geht, sind die meisten ziemlich perplex und können nix anderes machen als starren. Weiterhin bin ich ein begehrtes Objekt der Marktleute bzw Lädenbesitzer. Die Leute denken hier irgendwie, sobald sie mit einem Mzungu reden, ihn berühren oder sonstwas, dass sie dann irgendwie was Besonderes sind.


Der Mzungu und ... die Extrabehandlung.
Das peinlichste hier, was ich je erlebt habe, spielte sich in einem Restaurant ab. In Nairobi, wir waren etwa eine Gruppe von 7 Mzungu, wollten was essen und gingen in eins der Restaurants. Dieses war übelst voll, aber schon wurden wir von einigen Kellnern weiter rein gezogen. Während wir eine Minute warten mussten, wurden Leute von ihren Tischen vertrieben, an andere Tische gesetzt oder einfach stehen gelassen, dann rückte man einige Tische zusammen und bot uns freundlich den "zufällig" für uns frei gewordenen Platz an. Unsere Beteuerungen, dass wir warten könnten, waren nutzlos. Sobald wir saßen, wurden wir vom Manager höchstpersönlich bedient (weil Kellner wohl zu schlecht für Mzungus sind). Der Manager kam ziemlich oft, fragte uns nach unserem Wohlbefinden etc. Manchmal wird mir dann auch gesagt, was es für eine Ehre für das Restaurant darstellt, dass ein Mzungu dieses besucht. Ebenfalls wenn man mit dem Matatu fahren will, bin ich der bevorzugte Fahrgast und auch wenn da noch 3 Kenianer stehen und nur ein Platz ist noch frei und ich komme gerade erst an, werde ich auf den Platz gesetzt.


Der Mzungu und ... das Geld.
Besonders bei Piki Piki Fahrern passiert dies immer wieder: Ich möchte zum Seminary fahren, dort wo Flo wohnt, und der Preis ist 70 Shilling (ca. 70Cent). Sobald der Fahrer jedoch sieht, dass ich ein Mzungu bin, wird mir erstmal ein Preis von 100 oder 120 Shilling genannt. Das gleiche passiert, wenn ich auf dem Markt bin - da kostet eine Ananas dann plötzlich schon mal das vierfache für mich. Sich nicht beirren lassen, sich die normalen Preise merken und anfangen zu handeln - und das klappt auch ziemlich gut.
Anders ist es, wenn man nach Geld gefragt wird. Ein Mzungu ist immer reich und kann auch alles. So passierte es, dass einer aus dem Rescue Center mich fragte, ob ich ihn nicht ein bisschen "supporten" könnte damit er auch gute Noten schreibt. Er schrieb mir sogar eine Shoppinglist, die ich hier mal abschreibe:
1) Big Kiwi, 7 Stück
2) Bathing Soap
3) School Trousers Size 32 Colour Grey
4) School Shirts white colour, long sleeve, Brand "Arnesems High School" Size-> Big Size
5) Colget Big One, 7 Stück (keine Ahnung was das ist)
6) Drinking Chokolate, 7 Stück
7) Klitting Materials & Sets
8) Big Omo (Waschpulver)
9) Milk powder
10) School Bag
... Ziemlich dreist. Mir erstmal ne Shoppinglist zu schreiben und dann mich jeden Tag zu fragen, ob ich schon alles gekauft habe. Mein Argument, dass ich nur Freiwilliger bin und dementsprechend nichts verdiene, schien er nicht zu verstehen. Im Übrigen hat er nichts davon bekommen.
Ein weiteres Beispiel: Ich lernte wen kennen durch andere. Dieser Typ laberte 5 Minuten normal mit mir, dann fragte er mich ebenfalls, ob ich ihn "supporten" könne. Ich brachte mein Argument, dann fragte er mich: "Kannst du mir denn einen Job besorgen?" - soviel zum Thema Mzungu können alles. Als ich verneinte, fiel ihm brandheiß ein, dass er ja noch weg muss, und er verschwand.
Das Thema "Geld" ist das nervigste.



Das wars erstmal von mir.

Übrigens: Mir wurde heute (halb scherzhaft, halb ernst) ein Baby für 1000 Shilling angeboten (ca. 10 €) ... "leider" hatte ich nur 700 Shilling dabei....

Sonntag, 11. September 2011

Erste Zeit im Rescue Center

Lange nichts mehr gehört – doch das hat auch seinen Grund. Erst diese Woche ist mal wieder was spannendes passiert, nämlich der Schulbeginn am Montag. Und somit mein erster richtiger Tag im Rescue Center.

Alle Lehrer wurden Montag früh vorgestellt – ich musste mich selber vorstellen, bestimmt ne Ehre hier – und jedem wurde Glück gewünscht – besonders mir, da ich ja der Mzungu bin. Angesprochen werde ich entweder mit „Teacher“ oder „Mr. Dan“ (nicht englisch ausgesprochen, sondern deutsch), das ist schon was komisch. 

Ein glücklicher Zufall wollte es, dass hier eine weitere deutsche Freiwillige ebenfalls ein Jahr lang im Rescue Center arbeiten wird – Katrin, 18, wohnt in einer Hostfamily 10 Minuten entfernt. Heißt also, wir werden ein Jahr lang uns fast jeden Tag sehen. Sie unterrichtet Creative Arts (4. Klasse), ich Englisch (6. Klasse) und zusammen unterrichten wir Mathe (5. Klasse) und Deutsch, wobei wir das erst noch organisieren müssen. Unterrichten läuft bisher ganz gut, nur dass die Schüler so ziemlich anders rechnen als wir (Division rechnen die mit einem Wurzelzeichen?!) und wir uns erstmal darein finden müssen. Englisch hatte ich die ganze Woche erst einmal, weil die liebe Lehrerin vor mir IMMER überzieht (und nicht nur eine Stunde, nein, sie macht 3 Schulstunden hintereinander Mathe und ignoriert die Break). Eine Schulstunde dauert übrigens 35 Minuten – ziemlich wenig als Lehrer.
Die restliche Zeit verbringe ich meistens mit Volleyball spielen mit den Kids und Kiswahili lernen. Katrin und ich setzen uns jetzt jeden Tag zusammen und lernen gemeinsam. Echt super!
Das beliebteste Spiel im Moment ist Finger-Fight (dieser Daumen-Kampf), den ich den Kids beigebracht habe.

Genug erzählt, ist eh wieder zu lang geworden (2 Post an einem Tag!). Bald kommt ein neuer Post zum Thema „Kannst du mich ein bisschen supporten?“ - bis bald! 

Das Priesterhaus - Personenvorstellung

Kommen wir mal zur Vorstellung aller Personen im Priesthouse hier:

George
Er ist der Boss hier. Ist den ganzen Tag eigentlich weg, sehe ihn fast nie. Hab ihn noch nie was ernsthaft sagen gehört, der macht immer nur so Späße, aber mir einem todernsten Gesicht. Er fragt mich immer, wo Caro ist (obwohl sie direkt vor ihm sitzt) und ob sie happy ist. Ich solle ja Acht auf Caro geben, she is a good girl! Ich bin eh derjenige, der hier die ganzen Probleme verursacht … aber nein, war nur Spaß, ich bin auch a good boy! - Ich kann den nicht so einschätzen, deshalb mag ich ihn auch nicht sooo besonders.

Der Koch Peter
Peter ist ein Zwerg von 1,60m Körpergröße, einem lustigen Kochhut, einem zahnlosen Mund außer unten 2 Schneidezähne, einer lautstarken und schrillen Stimme, die er auch sehr gerne benutzt. Er spricht nur Kiswahili, labert einen aber trotzdem gerne voll und lacht sich dann immer ab wenn man ratlos vor ihm steht. Vor jedem Essen läuft er mit einer Klingel durchs Haus, ein freudiges Grinsen auf dem Gesicht und schreit „KARIPUNI CHAKULA!!!!!!“ vor sich her (eigentlich heißt es Karibuni). Meinen Namen hat er erst gestern gelernt, davor hat er uns liebevoll mzungu genannt.

Der Waschmann Baro
Baro ist ein ebenso kleiner Kerl, und ziemlich still. Peter kommandiert ihn so ein bisschen herum. Baro wäscht, putzt, reinigt und wenn das Wasser ausfällt, rennt er mit Eimern zur nahen Kirche und füllt diese da auf und schleppt sie zurück.

Walter
Walter sieht aus wie ein Knacki, arbeitet auch dementsprechend im Knast (und Krankenhaus) als Priester. Fressen tut er wie ein Tier, schaufelt sich immer den Teller bis oben hin voll, und wenn es mal Huhn gibt, wird er erst mit der Leber, dem Magen, den zwei Füßen (samt Zehen, es blieb nichts übrig!!!) und einer Keule satt. Dazu noch fett Ugali natürlich! Spricht kaum Englisch, nach jedem Essen gibt’s ein Glas „maji moto“, also heißes Wasser. Wir mzungu sind eh total komisch, weil wir kaltes Wasser trinken. Seinen Namen verdankt er der Hauptdarstellerin von „Hinter Gittern: Dem Frauenknast“ - eben weil er ein Knacki ist und wir ganze 2 Wochen nicht wussten wie er heißt; Caro taufte ihn. In Wahrheit heißt er John.

John
Ein zu anfangs stiller Priester, den man nicht immer wahrnahm. Nachdem er aber dann mit uns „eine Soda trinken“ ging - im Klartext saßen wir um 4 Uhr mit ihm im Pub und haben insgesamt 6 Bier ausgegeben und legale Drogen (Rinde von einem Baum, kaut man. Wir hatten einen Zweig und man bräuchte die Dicke von 3 Fingern von der Rinde um etwas zu spüren. Soll wohl bitter schmecken) zum testen bekommen, John rauchte und trank Cola-Whisky und Schnaps – danach war er doch plötzlich ein ganz anderer Typ. Ob er es mit der Keuschheit so genau nimmt, bezweifeln wir auch. Er liebt es den Koch nachzumachen, weshalb man von ihm immer ein fröhliches „KariPUNI!!!“ hört.

Jonas
Ein Diakon, der am 24. September zum Priester geweiht wird. Er nahm uns bisher jedes Wochenende oder manchmal auch an Wochentagen mit zu den „Small Christian Communities“ (die Priester hier fahren mit dem Auto raus zu den Familien, die mitten im Nirgendwo wohnen und feiern dort mit ihnen die Messe, alles auf Kiswahili). Caro hat er kurzerhand zu seiner Ehefrau gemacht, und seitdem schnulzt er ihr die ganze Zeit irgendwelche (manchmal ziemlich übel schnulzig) Liebesbekenntnisse zu und schnulzt eigentlich nur die ganze Zeit. Ich lach mich dabei immer tot. Lustiger, netter Kerl, hat aber einen Hang zu Liebesliedern und schnulzigen Liedern. Seinen Führerschein hat er in 3 Tagen gemacht – bestimmt ist da Geld geflossen – ist aber schon vorher Auto gefahren. Er hat ein Händchen dafür, Autos kaputt zu machen, in 1 Woche 3 Autos kaputt. Für Joel heißt er Joshua.

Joel
Nach 7 Monaten in Australien kam er, der Oberboss hier, zurück. Für 2 Tage hier er „Der Aussie“, aber dann erfuhren wir doch ziemlich schnell seinen Namen, nicht so wie bei Walter (den wir übrigens nicht John, sondern Walter). Im Gegensatz zum Rest (außer Jonas) spricht er ziemlich gutes Englisch, macht Witze und ist generell nett. Da er erst seit 3 Tagen hier ist, kann ich noch nicht soviel über ihn sagen.


Wie man sieht: Priesternamen fangen eigentlich immer mit „J“ an – George fällt zwar aus der Reihe, aber er ist ja nie da und außerdem hört sich sein Name eh so an als ob er mit einem „J“ anfängt.