Ein Jahr ganz ganz weit weg... für viele ein Traum, für mich Realität: Ab dem 15.8.2011 werde ich für ein Jahr in Kenia sein, genauer in Eldoret, und werde dort in einem Rescue Center (Auffangstation für Straßenkinder) und in einer Primary School (1.-8. Klasse) arbeiten. Damit ihr immer wisst wie es mir geht, was ich so mache und damit ihr "bei mir seid", gibts hier immer die aktuellsten Infos :) Auf und Davon - Daniels Auslandstagebuch!
Freitag, 16. September 2011
Das Phänomen Mzungu
1 Monat bin ich schon hier, diese Vorstellung will nicht recht in meinen Kopf. Trotz dieser "langen Zeitspanne" kommt es mir hier viel kürzer vor. Einigen Personen wird das jetzt zwar nicht gefallen, aber ich hatte und habe bisher kein Heimweh. Wusste aber im Vorfeld schon, dass ich in diesem Sinne "gefühlskalt" bin :P
Sonst gehts mir hier ziemlich gut, man merkt, dass es hier nun Sommer wird: Die Blumen fangen an zu blühen, und die Vögel kommen zurück aus dem kalten Europa :D
Nun zum spektakulärsten Phänomen, was man hier erleben kann: mich!
Soll jetzt nicht selbstverliebt klingen, ist aber wahr. Als Weißer ist man hier wirklich was Besonderes. Das, was ich euch jetzt erzähle, spielt sich fast immer außerhalb des Rescue Centers ab:
Der Mzungu und ... wenn man andere Leute trifft.
Auch wenn ich die Leute nicht kenne, die mir entgegen kommen - fast alle schreien mir "How are you?" entgegen, worauf ich natürlich brav mit "Fine, and you?" antworte. Viele kommen auch mir direkt nahe, schütteln mir die Hand und erzählen mir erstmal wo derjenige wohnt, dass ich doch sehr gerne eingeladen bin mal zu ihm nach Hause und dass ich unbedingt seine Familie kennenlernen muss. Wenn ein Kind mich sieht, schreit es erstmal "MZUNGU!!!!" - hört sich fast an wie ein Warnschrei, ist aber alles andere als eine Warnung, sondern eher ein auf mich aufmerksam machender Ruf. Sofort scharen sich dutzende von Kindern am Straßenrand, winken mir zu und schreien alle "Mzungu, how are you?" - worauf ich natürlich immer wieder antworte. Wenn ich den Kindern mal zuvorkomme und sie auf Kiswahili frage wie es ihnen geht, sind die meisten ziemlich perplex und können nix anderes machen als starren. Weiterhin bin ich ein begehrtes Objekt der Marktleute bzw Lädenbesitzer. Die Leute denken hier irgendwie, sobald sie mit einem Mzungu reden, ihn berühren oder sonstwas, dass sie dann irgendwie was Besonderes sind.
Der Mzungu und ... die Extrabehandlung.
Das peinlichste hier, was ich je erlebt habe, spielte sich in einem Restaurant ab. In Nairobi, wir waren etwa eine Gruppe von 7 Mzungu, wollten was essen und gingen in eins der Restaurants. Dieses war übelst voll, aber schon wurden wir von einigen Kellnern weiter rein gezogen. Während wir eine Minute warten mussten, wurden Leute von ihren Tischen vertrieben, an andere Tische gesetzt oder einfach stehen gelassen, dann rückte man einige Tische zusammen und bot uns freundlich den "zufällig" für uns frei gewordenen Platz an. Unsere Beteuerungen, dass wir warten könnten, waren nutzlos. Sobald wir saßen, wurden wir vom Manager höchstpersönlich bedient (weil Kellner wohl zu schlecht für Mzungus sind). Der Manager kam ziemlich oft, fragte uns nach unserem Wohlbefinden etc. Manchmal wird mir dann auch gesagt, was es für eine Ehre für das Restaurant darstellt, dass ein Mzungu dieses besucht. Ebenfalls wenn man mit dem Matatu fahren will, bin ich der bevorzugte Fahrgast und auch wenn da noch 3 Kenianer stehen und nur ein Platz ist noch frei und ich komme gerade erst an, werde ich auf den Platz gesetzt.
Der Mzungu und ... das Geld.
Besonders bei Piki Piki Fahrern passiert dies immer wieder: Ich möchte zum Seminary fahren, dort wo Flo wohnt, und der Preis ist 70 Shilling (ca. 70Cent). Sobald der Fahrer jedoch sieht, dass ich ein Mzungu bin, wird mir erstmal ein Preis von 100 oder 120 Shilling genannt. Das gleiche passiert, wenn ich auf dem Markt bin - da kostet eine Ananas dann plötzlich schon mal das vierfache für mich. Sich nicht beirren lassen, sich die normalen Preise merken und anfangen zu handeln - und das klappt auch ziemlich gut.
Anders ist es, wenn man nach Geld gefragt wird. Ein Mzungu ist immer reich und kann auch alles. So passierte es, dass einer aus dem Rescue Center mich fragte, ob ich ihn nicht ein bisschen "supporten" könnte damit er auch gute Noten schreibt. Er schrieb mir sogar eine Shoppinglist, die ich hier mal abschreibe:
1) Big Kiwi, 7 Stück
2) Bathing Soap
3) School Trousers Size 32 Colour Grey
4) School Shirts white colour, long sleeve, Brand "Arnesems High School" Size-> Big Size
5) Colget Big One, 7 Stück (keine Ahnung was das ist)
6) Drinking Chokolate, 7 Stück
7) Klitting Materials & Sets
8) Big Omo (Waschpulver)
9) Milk powder
10) School Bag
... Ziemlich dreist. Mir erstmal ne Shoppinglist zu schreiben und dann mich jeden Tag zu fragen, ob ich schon alles gekauft habe. Mein Argument, dass ich nur Freiwilliger bin und dementsprechend nichts verdiene, schien er nicht zu verstehen. Im Übrigen hat er nichts davon bekommen.
Ein weiteres Beispiel: Ich lernte wen kennen durch andere. Dieser Typ laberte 5 Minuten normal mit mir, dann fragte er mich ebenfalls, ob ich ihn "supporten" könne. Ich brachte mein Argument, dann fragte er mich: "Kannst du mir denn einen Job besorgen?" - soviel zum Thema Mzungu können alles. Als ich verneinte, fiel ihm brandheiß ein, dass er ja noch weg muss, und er verschwand.
Das Thema "Geld" ist das nervigste.
Das wars erstmal von mir.
Übrigens: Mir wurde heute (halb scherzhaft, halb ernst) ein Baby für 1000 Shilling angeboten (ca. 10 €) ... "leider" hatte ich nur 700 Shilling dabei....
Sonst gehts mir hier ziemlich gut, man merkt, dass es hier nun Sommer wird: Die Blumen fangen an zu blühen, und die Vögel kommen zurück aus dem kalten Europa :D
Nun zum spektakulärsten Phänomen, was man hier erleben kann: mich!
Soll jetzt nicht selbstverliebt klingen, ist aber wahr. Als Weißer ist man hier wirklich was Besonderes. Das, was ich euch jetzt erzähle, spielt sich fast immer außerhalb des Rescue Centers ab:
Der Mzungu und ... wenn man andere Leute trifft.
Auch wenn ich die Leute nicht kenne, die mir entgegen kommen - fast alle schreien mir "How are you?" entgegen, worauf ich natürlich brav mit "Fine, and you?" antworte. Viele kommen auch mir direkt nahe, schütteln mir die Hand und erzählen mir erstmal wo derjenige wohnt, dass ich doch sehr gerne eingeladen bin mal zu ihm nach Hause und dass ich unbedingt seine Familie kennenlernen muss. Wenn ein Kind mich sieht, schreit es erstmal "MZUNGU!!!!" - hört sich fast an wie ein Warnschrei, ist aber alles andere als eine Warnung, sondern eher ein auf mich aufmerksam machender Ruf. Sofort scharen sich dutzende von Kindern am Straßenrand, winken mir zu und schreien alle "Mzungu, how are you?" - worauf ich natürlich immer wieder antworte. Wenn ich den Kindern mal zuvorkomme und sie auf Kiswahili frage wie es ihnen geht, sind die meisten ziemlich perplex und können nix anderes machen als starren. Weiterhin bin ich ein begehrtes Objekt der Marktleute bzw Lädenbesitzer. Die Leute denken hier irgendwie, sobald sie mit einem Mzungu reden, ihn berühren oder sonstwas, dass sie dann irgendwie was Besonderes sind.
Der Mzungu und ... die Extrabehandlung.
Das peinlichste hier, was ich je erlebt habe, spielte sich in einem Restaurant ab. In Nairobi, wir waren etwa eine Gruppe von 7 Mzungu, wollten was essen und gingen in eins der Restaurants. Dieses war übelst voll, aber schon wurden wir von einigen Kellnern weiter rein gezogen. Während wir eine Minute warten mussten, wurden Leute von ihren Tischen vertrieben, an andere Tische gesetzt oder einfach stehen gelassen, dann rückte man einige Tische zusammen und bot uns freundlich den "zufällig" für uns frei gewordenen Platz an. Unsere Beteuerungen, dass wir warten könnten, waren nutzlos. Sobald wir saßen, wurden wir vom Manager höchstpersönlich bedient (weil Kellner wohl zu schlecht für Mzungus sind). Der Manager kam ziemlich oft, fragte uns nach unserem Wohlbefinden etc. Manchmal wird mir dann auch gesagt, was es für eine Ehre für das Restaurant darstellt, dass ein Mzungu dieses besucht. Ebenfalls wenn man mit dem Matatu fahren will, bin ich der bevorzugte Fahrgast und auch wenn da noch 3 Kenianer stehen und nur ein Platz ist noch frei und ich komme gerade erst an, werde ich auf den Platz gesetzt.
Der Mzungu und ... das Geld.
Besonders bei Piki Piki Fahrern passiert dies immer wieder: Ich möchte zum Seminary fahren, dort wo Flo wohnt, und der Preis ist 70 Shilling (ca. 70Cent). Sobald der Fahrer jedoch sieht, dass ich ein Mzungu bin, wird mir erstmal ein Preis von 100 oder 120 Shilling genannt. Das gleiche passiert, wenn ich auf dem Markt bin - da kostet eine Ananas dann plötzlich schon mal das vierfache für mich. Sich nicht beirren lassen, sich die normalen Preise merken und anfangen zu handeln - und das klappt auch ziemlich gut.
Anders ist es, wenn man nach Geld gefragt wird. Ein Mzungu ist immer reich und kann auch alles. So passierte es, dass einer aus dem Rescue Center mich fragte, ob ich ihn nicht ein bisschen "supporten" könnte damit er auch gute Noten schreibt. Er schrieb mir sogar eine Shoppinglist, die ich hier mal abschreibe:
1) Big Kiwi, 7 Stück
2) Bathing Soap
3) School Trousers Size 32 Colour Grey
4) School Shirts white colour, long sleeve, Brand "Arnesems High School" Size-> Big Size
5) Colget Big One, 7 Stück (keine Ahnung was das ist)
6) Drinking Chokolate, 7 Stück
7) Klitting Materials & Sets
8) Big Omo (Waschpulver)
9) Milk powder
10) School Bag
... Ziemlich dreist. Mir erstmal ne Shoppinglist zu schreiben und dann mich jeden Tag zu fragen, ob ich schon alles gekauft habe. Mein Argument, dass ich nur Freiwilliger bin und dementsprechend nichts verdiene, schien er nicht zu verstehen. Im Übrigen hat er nichts davon bekommen.
Ein weiteres Beispiel: Ich lernte wen kennen durch andere. Dieser Typ laberte 5 Minuten normal mit mir, dann fragte er mich ebenfalls, ob ich ihn "supporten" könne. Ich brachte mein Argument, dann fragte er mich: "Kannst du mir denn einen Job besorgen?" - soviel zum Thema Mzungu können alles. Als ich verneinte, fiel ihm brandheiß ein, dass er ja noch weg muss, und er verschwand.
Das Thema "Geld" ist das nervigste.
Das wars erstmal von mir.
Übrigens: Mir wurde heute (halb scherzhaft, halb ernst) ein Baby für 1000 Shilling angeboten (ca. 10 €) ... "leider" hatte ich nur 700 Shilling dabei....
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WOW!!! Wenn Du wieder da bist und ich muß mir was neues anschaffen laß ich Dich verhandeln ;-)
AntwortenLöschenUnd was das Heimweh betrifft... das kommt noch *GRINS*
HDL Mütterchen
Hey lieber Mzungu,
AntwortenLöschenDas hört sich alles ganz nach Ostafrika an ;-)
Übrigens ist Colget (eigentlich Colgate) Zahnpasta ;-) Frage mich dann aber, was dass alles mit guten Noten zu tun hat. Diese Geld-Thematik ist echt nervig. Das kenne ich.
Alles Liebe und Grüße an die anderen MaZ,
Melanie
OMO gibts hier in Chile auch!!!
AntwortenLöschenAber in Südafrika bezahlen die "Gringos" nur mehr fürs Taxi, wenn sie gefeiert haben, hat man mir so erzählt :D